FutureArt: One Man, a Looper and a Megaphone

Eine Live-Performance mit „Zukunftsmusik“ und Gast-Auftritt von Double „Britney“

 

Wie sehr nerven inzwischen die öden Singer-Songwriter Konzerte in Wiens Alternative-Club Szene. Jedesmal derselbe ungewaschene Hippie-Verschnitt mit zotteligen Haaren, zerfetzten Jeans und antiquarischer Konzertgitarre. FutureArt versucht den Singer-Songwriter-Ruf zu revolutionieren.  Der Musikkünstler Philipp Timmelmayer begeistert das Publikum mit effektlastiger „Zukunfts-Musik“, bei der er auch mal on stage seine Persönlichkeit wechselt, um das Publikum „von ihrem Zwang zu lösen, gespannt zuzuhören“. 

 

Wien – Das Loop am Lerchenfeldergürtel füllt sich langsam am Abend des 10. Dezembers mit jungen Alternativelingen, die den heutigen Live-Gast einer Prüfung in Sachen Stage-Qualitäten unterziehen werden. „Na hoffentlich hat das Loop nicht wieder jemanden eingeladen, der uns mit diesen faden James-Blunt-Klängen beschallen wird“, sudert ein junges Mädchen an der Bar. Doch an diesem Abend darf das Publikum einen Gast empfangen, der dem Namen des Lokals alle Ehre machen wird.  In dem Wirr-Warr von Kabelsalat, Effekt-Geräten und Verstärkern erkennt man eine Fender-Gitarre, ein Megaphon und einen Stapel Sticker mit der Aufschrift „FutureArt“.

 

Zukunftsmusik löst das Singer-Songwriter-Dasein ab

Übersetzt bedeutet FutureArt „Zukunftsmusik“, dahinter steckt der 25-Jährige Philipp Timmelmayer. Als One-Man-Show versucht der Wiener seit 2007 unterschiedliche elektronische Klänge in seiner Musik zu vereinen. Den „Looper“ benutzt FutureArt für Samples, die so geschnitten sind, dass man sie ohne Brüche mehrfach hintereinander abspielen kann. Mit dem „Megaphone“ wird die Stimme durch einen elektrischen Sprachverstärker verzerrt. Verzerrte Gitarrensounds hat sich FutureArt zum Bestandteil seiner Musik gemacht und versucht damit die Gattung des All-in-One Künstlers zu revolutionieren:  „Ich wollte etwas Neues machen, da dieses normale Singer-Songwriter Dasein mir am Nerv gegangen ist.“ Philipp schloss sich also zwei Tage in seiner Wohnung ein und startete eine „Jam-Session mit sich selbst“. Eins war klar: Singer-Songwriter wollte er nicht mehr bleiben.  „Meine Songideen waren dann effektüberladen und wirr und mit viel Hall, hohem Gesang und ohne Konzept. Und da ist FutureArt entstanden.“

 

AUDIO: Interview mit FutureArt

MOD-Text: Wie sehr nerven inzwischen die öden Singer-Songwriter Konzerte in Wiens Alternative-Clus. Jedesmal derselbe ungewaschene Hippie-Verschnitt mit zotteligen Haaren, zerfetzten Jeans und antiquarischer Konzertgitarre. Der Musikkünstler Philipp Timmelmayer versucht mit seiner Band FutureArt den Singer-Songwriter-Ruf zu revolutionieren und erzählt in einem Interview über seine Zukunftsmusik und warum er gerne on stage in eine andere Rolle schlümpft

 

„Du spielst die erste Nummer, und man glaubt, du bist komplett gestört“

Das Lokal ist inzwischen voll. Die Lokalbeleuchtung wird gedimmt und die Scheinwerfer auf die Bühne gerichtet. „Wenn du am Anfang auf die Bühne kommst, mit dem Megaphone, lauter Effekt-Dinger, mit dem ganzen Zeug alleine, bist du dort eingekapselt. Das Publikum glaubt, dass du völlig wahnsinnig bist. Dann spielst du die erste Nummer, und man glaubt, du bist komplett gestört.“ Den Ton für die Zukunft setzt er mit Computerbeats und Gitarren-Melodien, bei dem FutureArt die Beats mit Phasereffekten und den Gesang mit Megaphone verzerrt: „Ich wechsle zwischen Normalgesang und Megaphone-Gesang und mit dem Looper spiele ich Umgebungsgeräusche ein, die dann durchgehend wiederholt werden.“

 

Das Licht geht aus und eine Laser-Show erleuchtete den Raum. Die erste Nummer beginnt mit minimalistischen Elektro-Beats. Nach den ersten Takten greift der Künstler nach seiner Gitarre und fetzt die ersten Akkorde hinein. Die Menschen wanken ihre Körper im Takt und bannen gespannt auf den „verrückten Irren mit den blonden langen Haaren“. Blonde Haare? Die wankende Masse bricht in lautes Gegröhle aus als die Ohrwurm-Töne des Britneys´ Songs „Toxic“ eingespielt werden. „Sobald die Britney Spears kommt, ist irgendwie alles anders. Dann ist die Stimmung gelöst. Man hat als Zuseher nicht mehr den Zwang dazu, gepannt zuzuhören. Dann fängt die Unterhaltung an.“ [Video Britney]

 

Verkleidungstechnik als Unterhaltungsstrategie

Den Weg zu seiner Verkleidungsshow bestritt Philipp Timmelmayer in seinem Wunsch die Menschen zu unterhalten: „Ich mag nicht mehr zu einem Live-Konzert gehen, und mir denken, ich will Leute mit den Texten überzeugen. Das ist ein schöner Nebeneffekt, wenn das geht, aber ich will unterhalten.“ Es soll also Unterhaltung sein, Spaß haben, 40min lang. “Hauptsächlich verkleide ich mich, ich mache mich einfach gerne zum Affen. Mir taugt das, wenn die Leute nachher gehen, und sich denken, der hat sich aber komisch bewegt. Aber genau so bleibt man im Kopf.“ Vorbild für seinen on-stage Persönlichkeitswandel ist die österreichische Indi-Rock-Band Bilderbuch, deren Frontsänger sich ebenfalls leicht ungewöhnlich auf der Bühne bewegt. (s. YouTube http://www.youtube.com/watch?v=CdKCIsnkgsM&feature=related)

 

Die Stimmung im Loop ist erfolgreich aufgeheizt. Eine gute Gelegenheit, um die neueste Nummer „Modern Torture“ zu präsentieren. http://www.youtube.com/watch?v=XbsOrcindyM&feature=plcp&context=C3e31278UDOEgsToPDskJt_6X5wwiIM3y9EEIyX3QV) Die zweite FutureArt EP „Modern Torture“ erschien im Herbst 2011 und genoss eine musikalische Wende, die den Looper nun etwas in den Schatten stellte: „Ich loope sehr wenig noch, da ich viele vorgefertigte Beats habe. Die Lieder sind dann effektlastiger geworden und das wollte ich nun live genauso.“ In den Wiener Clubs erntet er zumindest schon große Anerkennung für seine Shows. Inzwischen versucht FutureArt einige Gigs in Deutschland zu organisieren, um hoffentlich auch mal in Berlin spielen zu können.  Seinen Traum, „sich einfach gerne zum Affen zu machen“, hat er sich auf jeden Fall erfüllt. Aber „am liebsten würde ich im Jahr 400 Konzerte spielen. Das Live Spielen ist da das Beste und das Schönste, was es gibt.“ Wir können uns wohl nur überraschen lassen, womit FutureArt uns in der Zukunft noch so überraschen wird.

 

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